Es ist ein Schicksalstag im Jahr 1859, als Henry Dunant am 25. Juni nach Solferino kommt. Es ist die Zeit, zu der Napoleon der Dritte die italienischen Streitkräfte im Kampf gegen die Habsburger unterstützt. An jenem Ort südlich des Gardasees sollten über 40000 Menschen in einer grausamen Schlacht ihr Leben verlieren – brutal ermordet und bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Verletzte Soldaten „mit offenen Wunden und einsetzendem Wundbrand, sind wie von Sinnen vor Schmerzen, sie bitten flehentlich, dass man sie tötet, und winden sich mit verzerrtem Gesicht im Todeskampf“, schreibt Dunant und entschließt sich zu handeln. Er kommt den Verletzten zu Hilfe, zusammen mit Einwohnern bringt er sie in Kirchen, versorgt sie. Warum? Aus dem Grund, aus dem sich das Rote Kreuz für das Wohl der Mitmenschen einsetzt – Aus Liebe zum Menschen.
1863 wird das Rote Kreuz auf einer Konferenz im Schweizer Ort Genf zum Schutzzeichen für Ärzte, Sanitäter, Hilfsorganisationen erklärt. Hans Magnus Enzensberger blickt zurück und beschreibt den Erfolg, „Das Rote Kreuz ist eines der ältesten Abzeichen der Welt, vermutlich bekannter als Coca Cola.“ Letzten Endes sollte die Genfer Konvention weitere große Schritte für das humanitäre Völkerrecht nach sich ziehen.
Aus den Leiden des Kriegs und den damit verbundenen Aufgaben entwickelt sich zu Friedenszeiten die weltweit größte Hilfsorganisation. Auch in Deutschland erkennt man die Notwendigkeit, den Mitmenschen zu helfen. Erste Rettungswägen etablieren sich um die Jahrhundertwende, schon damals spricht man von einem ruhigen und erschütterungsarmen Patiententransport. Was damals der Rot-Kreuz-Pferdewagen war, ist heute ein hochmodernes Rettungsdienst-Fahrzeug mit kompletter Medizintechnik. Der Sanka, wie er im Volksmund gerne genannt wird, rückt bis zu zehn Mal am Tag aus, um mit dem Rettungsdienstpersonal Menschen in Not zu helfen.
Um die Geschichte des Roten Kreuzes und die sehr vielfältigen Aufgaben zu beschreiben, hat sich das DRK etwas Besonderes einfallen lassen. Mit dem DRK-Truck, einem großen LKW mit allerlei Informationsmaterial und interessanten Attraktionen fährt man ein ganzes Jahr quer durch Deutschland und präsentiert sich interessierten Gästen.
Am vergangenen Wochenende machte der Truck Station in Ingolstadt. Auf dem Rathausplatz zeigte man den Schanzern, welche Aufgaben das DRK heutzutage wahrnimmt. Helferinnen und Helfer des BRK Ingolstadt waren zudem mit einem Rettungswagen, einem Krankentransportwagen und einem Kommandowagen vor Ort und standen Interessierten Rede und Antwort. In einer Videoecke konnte jeder Gast seine ganz persönliche Videobotschaft aufnehmen. Informationen zu den Angeboten des Roten Kreuzes erhielt man an zahlreichen Infoständen, die auf dem Rathausplatz verteilt waren. „Es ist nicht nur wichtig, Gutes zu tun, sondern auch darüber zu reden und es zu zeigen“, weiß Bernhard Fabritius, Pressesprecher des BRK Ingolstadt. „Auch Helfer sind auf Hilfe angewiesen, sei es durch Spenden oder durch Engagement. Beim BRK mitzumachen ist nicht nur eine gute Sache, es macht auch Spaß und man macht ganz besondere Erfahrungen“. Und tatsächlich fanden sich Groß und Klein am DRK-Truck ein, unterhielten sich mit den Sanitäterinnen und Sanitätern und begutachteten die ausgestellten Fahrzeuge. Der Faszination Blaulicht tat auch das Regenwetter keinen Abbruch.